SV-Projekttag zum Thema Flucht

Projekttag der Schülervertretung (SV) des Evangelischen Gymnasiums Bad Marienberg zum Thema „Flucht“ führt zu überraschenden Erkenntnissen
In den vergangenen Monaten haben sich viele Menschen aus den unterschiedlichsten Teilen der Erde auf den Weg nach Europa und Deutschland gemacht, da sie in ihren Herkunftsländern um Leib und Leben fürchten mussten, die Aussicht hatten unter unmenschlichen Bedingungen zu existieren und zu arbeiten, sie ihre Familien und Freunde bei Gewaltverbrechen verloren hatten und daher keine Möglichkeit sahen, für sich in ihrer Heimat eine sichere und friedliche Existenz aufzubauen, die sie sich so sehr gewünscht hatten.
Einige der Millionen von Menschen, die sich auf der Flucht befanden, sind seit einiger Zeit auch im Westerwald beheimatet. So überraschend die Ankunft der neuen Mitschülerinnen und Mitschüler gewesen sein mag, sind diese Jugendlichen mittlerweile zu einem festen Bestandteil unserer Gemeinschaft geworden.
Aus diesem Grund widmete die SV des EvGBM dem Thema „Flucht“ im Rahmen eines Projekttages am 04.07.2016 besondere Aufmerksamkeit. Als Kooperationspartner konnte sie die Organisation Care (www.care.de) gewinnen, die den Schülerinnen und Schülern kompetent und vielseitig die unterschiedlichen Facetten dieses Themas näherbrachte. Zu Beginn der Veranstaltung referierte ein syrischer Mitarbeiter, der als Asylsuchender nach Deutschland gekommen war und seit einiger Zeit bei Care einen Bundesfreiwilligendienst absolviert, über seine eigene Fluchtgeschichte, die ihn über knapp vier Wochen und auf unterschiedlichsten wagemutigen Wegen über das Mittelmeer und die Balkanroute bis nach Deutschland führte. Durch die Authentizität des Berichteten und die Unmittelbarkeit der Erfahrung, die dadurch entsteht, wurden die entbehrungsreichen Erfahrungen einer Flucht den Schülerinnen und Schülern plastisch vor Augen geführt. Im Anschluss waren die Jugendlichen in unterschiedlichen Workshops eingeladen, sich auf einen Perspektivenwechsel einzulassen: Welche Habseligkeiten würde ich auf eine Flucht mitnehmen? Welche Erwartungen stelle ich in diesem Zusammenhang an mein Aufnahmeland? Anhand der Auseinandersetzung mit solchen Fragen zeigten die Jugendlichen Empathiefähigkeit und stärkten ihr Bewusstsein für Grundrechte, die von Bewohnern westeuropäischer Staaten seit Jahrzehnten als selbstverständlich angesehen werden.
Abschließend machte die Methode des „Refugee Chair“ allen Teilnehmenden bewusst, dass die Zahl weltweiter Flüchtlingsströme weitaus höher ist als gedacht, darüber hinaus vor allem zahlreiche Binnenströmungen existieren, worin Menschen innerhalb bestimmter Regionen Schutz und Zuflucht suchen (bspw. vor Boko Haram in Nigeria) und Kontinentaleuropa deshalb verhältnismäßig von weitaus weniger Flüchtlingen als Ziel angesteuert wird, als weitläufig angenommen: Unter rein nominaler Perspektive sind es eben nicht die wohlhabendsten Erdteile, die die meisten Flüchtlinge aufnehmen.
Die SV bedankt sich deshalb bei Care für einen interessanten Projekttag und die daraus gewonnen Erkenntnisse.
HAM