Schulsanitätsdienst

„Helfende Hände schlagen nicht“ – unter diesem Motto begann der Schulsanitätsdienst im Sommer 2007 mit der Ausbildung der ersten sechzehn Schüler als Sanitätshelfer im Umfang von 40 Unterrichtseinheiten zuzüglich theoretischer und praktischer Prüfung. Mittlerweile sind daraus über 60 Schülerinnen und Schüler von Jahrgangsstufe 7 bis zum Abitur geworden, die ihren Dienst regelmäßig verrichten. Ob Wehwehchen oder notarztpflichtiger Unfall, in Anlehnung an eine Werbung kann man sagen „Hier wirst du geholfen“. Nach mehreren Anläufen erreichte der Dienst im Jahr 2014 zum ersten Mal einen Platz unter den zehn besten Malteser-Schulsanitätsdiensten Deutschlands. Später folgte eine zweite Platzierung und der Sonderpreis „Malteser Schulsanitätsdienste vermitteln soziale Kompetenz und christliche Werte“ sowie eine Nominierung in der Kategorie Nachwuchsförderung des Förderpreises „Helfende Hand“ des Bundesinnenministers. In 2016 haben wir beim Malteser-Wettbewerb den Hattrick geschafft. Wenn auch nicht auf dem Treppchen, so war die Krönung doch der 8. Platz in der Kategorie „Schulsanitätsdienst“ beim Malteser Bundeswettbewerb in Landshut. Aus dem Stand und ohne Vorbereitung. Bei der Vorbereitung auf weitere Wettbewerbe kam dann Corona in die Quere.



    01Schulsanitäter

    Schulsanitäterausbildung – Einstieg ins Helfen

    Freiwillige der Klassen 7 und 8 können die AG „Schulsanitätsdienst“ auf ein Jahr wählen. Die Betonung liegt auf der Freiwilligkeit. Niemand wird gezwungen. Ob der Kurs vier oder vierzehn Teilnehmer hat, ob es sich um ruhige „angepasste“ Schüler oder eher um auffälligere Typen handelt ist egal. Wichtig ist der Wunsch zu helfen.

    Wir steigen mit dem normalen Erste-Hilfe-Kurs ein und schließen dann die „erweitere Erste Hilfe“ an. Im Laufe der AG lernen die Schüler den Umgang mit Verletzungen kennen, aber auch die seelische Betreuung und eine grobe Entscheidung, ob nicht doch „Faulenzia“ oder „Unterrichtsvermeiditis“ mit im Spiel sind. Zu den Inhalten gehören auch das Messen von Blutdruck und Blutzucker, auch wenn letzteres nur in ganz wenigen Fällen angewendet werden darf. Teamübungen wie der Transport mit der Krankentrage  und der Umgang mit dem Rollstuhl gehören ebenfalls zu den Inhalten, denn irgendwie müssen die Patienten gegebenenfalls ins sichere Arztzimmer geschafft werden.

    Der Kurs endet nach 42 Unterrichtseinheiten mit einer Prüfung. Schriftlich (Multiple Choice) und praktisch vor einer Kommission aus Kursleiter, Erste-Hilfe-Ausbildern und erfahrenen Sanitätern. Wer nicht besteht, hat nach einer Extrarunde die Chance, noch einmal anzutreten. Wer zweimal nicht besteht sollte sich fragen, woran es liegt.

    Nach erfolgreicher Prüfung nehmen die Teilnehmer noch ein halbes Jahr an der AG teil (vielleicht hat man ja mal was im Kurs überhört?) und werden in der Patientenversorgung aktiv. Wer danach als „Altsani“ weiter machen möchte, kann dies tun. Bei einer Verpflichtung von vier Fortbildungsterminen pro Jahr können Altsanis bis zum Ende der Jahrgangsstufe 10, bei Weiterbildung zu Einsatzsanitäter bis zum Abitur im Dienst bleiben.

    Drei Schulsanis sind täglich im Einsatz: ein Frühdienst, ein Spätdienst und eine ganztägige Vertretung. Die Alarmierung erfolgt per Diensthandy. Hoffentlich klingelt das nicht zu oft…

    02Einsatzsanitäter

    Auf dem Weg zur Professionalität

    Einsatzsanitäter ist die höchste organisationsinterne Sanitätsausbildung der Malteser. Seit Sommer 2013 bieten wir den Schülern der Jahrgangsstufe 10 diesen Lehrgang an. Höher geht an der allgemeinbildenden Schule nicht – die staatlich geregelte Rettungssanitäterausbildung bedarf der staatlich anerkannten Rettungsdienstschule, die Notfallsanitäterausbildung ist eine hauptberufliche Berufsausbildung.

    Unsere ersten Aspiranten waren allesamt schon Schulsanitäter seit Klasse 7 und, kein Wunder, alle bestanden die Prüfung. Die nachfolgenden Kurse bestanden insgesamt aus einem Mix von „Altsanis“ und Interessenten, die vorher noch nichts mit Hilfeleistung am Hut hatten.

    Was unterscheidet Einsatzsanitäter von Schulsanitätern?

    Das Hintergrundwissen, Kenntnisse über das Vorgehen bei Großeinsätzen, intensiveres Training der weitergehenden Maßnahmen. Während Schulsanis z.B. gesehen haben sollen, wie eine Infusion vorbereitet wird, müssen Einsatzsanitäter Medikamente aller Art verabreichungsfertig vorbereiten können. Schulsanis unterstützen beim Immobilisieren, Einsatzsanitäter müssen mit den Schienen, Spineboard, Schaufeltrage etc. sicher umgehen können. Es werden Krankheitsbilder besprochen die im Schulumfeld selten sind, in „echten“ Einsätzen außerhalb der Schule aber durchaus vorkommen. Die Reanimation nach BLS-Schema mit Beutel, Maske und Defibrillator muss sitzen. Und die Kooperation mit dem Rettungsdienst muss funktionieren. Überprüft wird das nach mindestens 80 Unterrichtsstunden in einer theoretischen schriftlichen und einer dreiteiligen fachpraktischen Prüfung. Die Kommission wird von einer Amtsärztin mit Prüfungsbefugnis für den Rettungsdienst, nebenher Malteser-Beauftragte im Main-Taunus-Kreis, geleitet. Der Ausbilder der AG ist höchstens noch Beisitzer.

    Welches Einsatzgebiet haben die Einsatzsanitäter?

    An der Schule stellen die Einsatzsanitäter die Rückfallebene für die jüngeren Schulsanitäter dar. Jeweils ein „ES“ ist im wöchentlichen Turnus abrufbar, wenn es fachliche Probleme gibt oder das Arztzimmer überquillt. Erst wenn der „ES vom Dienst“ nicht ausreicht, wird der Ausbilder (Rettungssanitäter) gerufen – oder halt direkt der Rettungsdienst alarmiert.

    Die Teilnehmer werden kostenlos von den Maltesern ausgebildet. Dafür erwarten die Malteser auch die Mitwirkung bei Diensten – es muss ja nicht jedes Wochenende sein. Unsere Einsatzsanitäter waren bei Hessentagen dabei, beim Tag der Deutschen Einheit 2015 in Frankfurt,  in der Flüchtlingsbetreuung in Limburg und Weilburg und einzelne auch beim Hochwasser 2021 im Ahrtal. Einige scheinen ein „Lasst uns auf die Menschheit los“ unsichtbar auf die Stirn tätowiert zu haben und die Malteserjugend im Westerwald ist weitgehend von ihnen „unterwandert“.

    Medikamente?

    Auch wenn unsere Einsatzsanitäter gelernt haben, wie man dem Rettungsdienst oder dem Arzt bei der Medikamentengabe zuarbeitet, so sind „Medis“ für uns dennoch tabu. Der Arzt entscheidet, wer welches Medikament für welchen Zustand erhält, das können nur Ärzte. Dementsprechend haben wir nicht einmal Allergiesalben oder Kopfschmerztabletten im Haus.

    Nichts desto trotz wüssten wir gerne, wenn unsere Schüler Notfallmedikamente mit sich führen. Die Information wird unter Verschluss gehalten, um die Betroffenen im Ernstfall fragen oder den Rettungsdienst gezielt informieren zu können.

    In vereinzelten Fällen kann es vorkommen, dass jüngere Schüler Notfallmedikamente bei sich tragen, die sie im Notfall selber möglicherweise gar nicht anwenden können. Die Verabreichung von Notfallmedikamenten, die einem bestimmten Patienten vom Arzt verschrieben wurden und von diesem Patienten mitgeführt werden, ist in dem Fall für den sie verschrieben wurden laut Rechtsauskunft des Justitiariats der EKHN entsprechend der einschlägigen Richtlinie des Landes Rheinland-Pfalz der Schule zugestanden. Dies geht aber sinnvoll nur, wenn Lehrer und ältere Schulsanitäter sowie Einsatzsanitäter durch den behandelnden Arzt geschult wurden und ein schriftlicher Notfallplan vom Arzt erstellt wurde. Dies müssen jedoch die Eltern mit dem Arzt vereinbaren. Ansprechpartner an der Schule ist Herr Thinius

    03Kooperationspartner

    Malteser Hilfsdienst e.V.

    Damit Schulsanitätsdienst richtig Spaß macht, benötigt man einen kompetenten Kooperationspartner. Wir haben ihm in bester ökumenischer Tradition im Malteser Hilfsdienst e.V. gefunden. Die Gliederung Westerwald steht uns mit Rat und Tat und Material zur Seite. Unser Leiter Schulsanitätsdienst wurde von den Maltesern bis zum Rettungssanitäter qualifiziert, um die gesamte Ausbildungspalette vom Ersthelfer bis zum Einsatzsanitäter an unsere Schüler vermitteln zu können. Im Gegenzug halten die Malteser ihre Bad Marienberger Erste-Hilfe-Kurse in Räumen des Gymnasiums ab.

    Die jüngeren Schulsanitäter nehmen an Fachtagen und Treffen der Schulsanis auf Diözesanebene oder am Pfingstzeltlager der Malteserjugend teil. Die älteren Schulsanitäter engagieren sich aktiv in der Malteserjugend, der Ortsjugendführungskreis Westerwald besteht  vollständig aus aktiven oder ehemaligen Schülern unserer Schule. Einsatzsanitäter sind in Sanitätsdiensten und Flüchtlingsbetreuung der Malteser aktiv und beginnen, sich für Auslandseinsätze (ab 18 Jahren) und Katastrophenschutz zu interessieren. Mehrere „Ehemalige“ waren bereits als Sanitäter oder Ausbilder im Auslandseinsatz in Medjugorje/Bosnien-Herzegowina oder in Rom dabei. Auch die Ausbildung zum Notfallsanitäter ist nachgefragt. Das bedeutet allerdings einen Wegzug aus dem Westerwald, denn die nächstgelegenen Lehrrettungswachen der Malteser befinden sich in Hessen und Nordrhein-Westfalen.