ON AIR: WOYZECK

ON AIR: WOYZECK

Eine besondere Interpretation von Büchners Dramenfragment Woyzeck durften der Deutsch-Leistungskurs unter der Leitung von Herrn Lühr sowie der Grundkurs von Frau Weck in der Stadthalle Hachenburg erleben.

Dem Theaterhaus Ensemble Frankfurt in der Regie von Rob Vriens ist es durchaus gelungen,  aus dem Drama ein packendes Live-Hörspiel zu performen, das auch junges Publikum fesselt.

Die vier Ensemblemitglieder und der Musiker Marcel Daemgen, die an Tischen mit Mischpulten, Plattenspielern, Mikrofonen und Verstärkern saßen, machten den Eindruck als seien sie DJs. Lediglich Susanne Schyns als Woyzeck trug eine Art Kostüm: Cargohosen und Marschstiefel. Zunächst gab jede Person bekannt, welche Figur(en) er liest und dann ging es auch schon los. Die elektroakustische Ton- und Misston-Collage von Oliver Augst und Marcel Daemgen, die zunächst von einigen Zuschauern als anstrengend empfunden wurde, trug maßgeblich dazu bei, den für jüngere Zuhörer/Leser oftmals befremdlich erscheinenden Text greifbar zu machen. Vor allem die zunehmende Verzweiflung und Verwirrung des in ärmlichen Verhältnissen lebenden Woyzecks wurden durch den akustischen Ausbau unterstrichen. Der Hauptmann wirft ihm vor, er habe keine Moral, der Arzt behandelt ihn wie ein Versuchskaninchen. Es wird versucht, ihm „die Natur“ auszutreiben und letztendlich verliert er auch noch seine große Liebe  Marie. Ist es hier verwunderlich, dass er wahnsinnig wird? Wie steht es mit der Schuldfrage hinsichtlich des Mordes, den er am Ende begeht?

Dem Grundkurs, der sich aktuell mit dem Drama im Unterricht beschäftigt, fiel zudem die abgeänderte Szenenabfolge auf. Hier wurde der Fragmentcharakter, der das Stück auf gewisse Weise auch modern wirken lässt, besonders deutlich. Eine willkommene Brücke zu unterrichtlichen Inhalten war geschlagen.

Als besonders ertragreich wurde das sich anschließende Nachgespräch wahrgenommen, aus dem sich eine rege Diskussion ergab. Die Schauspieler standen Rede und Antwort und forderten die SchülerInnen mit teilweise provozierenden Fragestellungen heraus.

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Das abschließende Abstimmungsbild bezüglich der Frage, ob es gelungen sei, die jungen Leute anzusprechen, ließ keinen Zweifel am Erfolg der Darbietung. Die Antwort eines Schülers fasst es gut zusammen: „Ich war zunächst unsicher, wie ich die Umsetzung bewerten sollte, aber nun kann ich sagen, dass ich die Idee genial finde. Vor allem aufgrund der akustischen Untermalung blieb man dran. Langeweile hatte keine Chance.“