Exkursion zur Gedenkstätte Hadamar

"Ein dunkles Kapitel deutscher Geschichte"

Exkursion zur Gedenkstätte Hadamar

Am 22. Januar 2018 besuchten wir, die Klasse 10a von Herrn Zöller gemeinsam mit der Klasse 10b von Herrn Hammon, die Gedenkstätte der ehemaligen Tötungsanstalt Hadamar. Dort wurden in der Zeit des Nationalsozialismus Menschen mit körperlichen und geistigen Beeinträchtigungen in zwei Phasen systematisch ermordet. Vor Ort hat uns Lisa Steinebach, eine angehende Geschichtslehrerin, über die Geschichte der ehemaligen Tötungsanstalt Hadamar informiert und durch die Ausstellung geführt.

Zuerst haben wir uns in einem Seminarraum versammelt, in dem wir thematisch auf die Ausstellung vorbereitet wurden. Danach begaben wir uns zu der ausgestellten Busgarage, in der die „Patienten“ angekommen sind und durch eine Schleuse ins Gebäude gebracht wurden. Frau Steinebach zeigte uns anschließend den Raum, in welchem die „Patienten“ einer Untersuchung unterzogen wurden. Sie mussten sich dort ausziehen und bekamen alte, abgetragene Militärmäntel, damit ihnen nicht zu kalt wurde. Nachdem wir zurück im Seminarraum waren und eine kurze Pause machten, zeigte uns Frau Steinebach den Keller. Dort wurden die „Patienten“ der ersten Mordphase unmittelbar nach ihrer Ankunft hingeführt und – unter dem Vorwand der Hygiene – in einer Gemeinschaftsdusche vergast. Die Leichen von „Patienten“ mit Goldzähnen oder seltenen Krankheiten wurden häufig in einen separaten Sezierraum gebracht, in dem ihnen die Zähne und/oder anderer Körperteile für Forschungen an Universitätskliniken entfernt wurden. Zum Schluss mussten die Mitarbeiter die Leichen zu einem der beiden Krematorien-Öfen bringen, in denen sie verbrannt wurden. Den Angehörigen wurden „Trostbriefe“ mit gefälschter Todesursache und falschem Todesdatum zugeschickt.

Zurück im Seminarraum wurde uns von der Mordphase II berichtet. Während dieser wurden Patienten zumeist mit einer Überdosis an Medikamenten oder durch Aushungerung ermordet. Vergast wurde in dieser zweiten Mordphase nach einem Protest des Münsteraner Bischofs Clemens August Graf von Galen nicht mehr. In dieser zweiten Phase „lebten“ die Menschen einige Wochen bis Monate oder sogar Jahre in der Anstalt. Sie hatten die Möglichkeit, ihren Angehörigen Briefe zu schreiben, damit sie sich keine Sorgen machten. Wenn man mitgearbeitet hatte, wurde man nicht sofort umgebracht. Man musste auf den Feldern arbeiten, das Geschirr spülen oder dem Pflegepersonal helfen, die „Patienten“ zu töten. Wenn man sich gegen diese Aufgaben wehrte, drohte einem selbst der Tod.

Insgesamt wurden in Hadamar ca. 15.000 Menschen umgebracht – 10.000 in der ersten Mordphase und die restlichen 5.000 in der zweiten. Die zweite Mordphase endete, als amerikanische Truppen das Personal festnahmen.

Der letzte Programmpunkt war ein Besuch des Anstaltsfriedhofs, auf dem ca. 4.000 Tote aus den Jahren 1942-1945 ruhen. Er wurde errichtet, weil die große Anzahl täglicher Bestattungen von Anstaltspatientinnen und -patienten auf dem städtischen Friedhof von Hadamar zu großen Verdacht erregt hätte.

Zurück in der Schule ergab sich die Möglichkeit mit Herrn Zöller über die Eindrücke der Exkursion zu sprechen. „Es war natürlich keine Exkursion, von der man nachher sagt ‚Das hat Spaß gemacht’, aber ich finde es wichtig, dass wir im Geschichtsunterricht über dieses dunkle Kapitel deutscher Geschichte sprechen und ganz besonders, dass wir uns in unmittelbarer Nähe ein eigenes Bild über die Verbrechen der Nationalsozialisten machen konnten“, so Lina aus unserer Klasse.

Selina und Lucy, Klasse 10a