„Schnelltest vs. Energydrink“

Chemie-LK 11 geht Gerüchten nach

„Schnelltest vs. Energydrink“

Kurz nach Einführung der Selbsttestpflicht an Schulen gelangte ein Gerücht durch eine befreundete Lehrkraft aus einem anderen Bundesland nach Bad Marienberg: Schüler hätten Schnelltests mit Energydrinks zum positiven Ausschlag bekommen um sich vor dem Unterricht zu drücken. Sie benannte auch das Testfabrikat und eine Getränkemarke. Es zeichnete sich das optimale Projekt zum Schuljahresende ab, denn die Schülerinnen und Schüler des 11er Leistungskurses hatten sich über das Halbjahr mit analytischen Methoden beschäftigt.

Dank freundlicher Unterstützer konnten vier unterschiedliche Schnelltestfabrikate (A, B, C und D) beschafft und an zwei Sorten Energydrink, einem Colagetränk und an schwarzem Kaffee getestet werden. Die Dokumentation erfolgte per Foto, die Verbreitung der Daten unter den Kursmitgliedern kollaborativ über Microsoft Teams.

Die Ergebnisse waren recht eindeutig: der Test nach Anleitung, mit Probennahme per Tupfer und Extraktion in der mitgelieferten Lösung, erbrachte bei allen vier Testfabrikaten negative Ergebnisse. Der manipulierte Test – Auftrag der entsprechenden Tropfenzahl des reinen Getränks auf die Cassetten – brachte bei den Fabrikaten A bis C entweder durchgängig negative (C-Linie) oder ungültige (gar keine Linie, die Flüssigkeit „lief“ wohl nicht auf dem Streifen) Ergebnisse. Fabrikat D jedoch zeigte sich bei allen vier Getränken mehr oder weniger deutlich positiv (vgl. Bildergalerie).

Im Zuge der Fehlerdiskussion – was lässt Fabrikat D positiv reagieren – wurden die Zutatenlisten der Erfrischungsgetränke und das Wissen über Kaffee verglichen. Kleinster gemeinsamer Nenner war Coffein, aber die Erfrischungsgetränke enthalten traditionell jeweils auch eine Säure (Citronensäure oder Phosphorsäure). Die Überprüfung mit einer wässrigen Coffeinlösung (ca. 350 mg pro Liter) sowie Phosphorsäure (ca. 1%ig) und einer nach Augenmaß angesetzten Citronensäure (1 Teelöffel auf 150mL Wasser) ergab bei Fabrikat D ebenfalls positive Ergebnisse.

Nächster Schritt war ein Themenvorgriff auf das Buchkapitel „Fäden des Lebens“. Wie setzen sich die Antigene zusammen, wie funktioniert ein Schnelltest (Flüssigkeitschromatografie mit Hilfe goldmarkierter monoklonaler Antikörper und entsprechend antikörper- bzw. antigenmarkierter Areale auf dem Teststreifen) und welche strukturchemischen Anforderungen müssen erfüllt sein, damit ein Antigen oder Getränkebestandteil überhaupt mit dem goldmarkierten Reagenz bindet?

Auf Basis dieser Informationen wurden Projektberichte geschrieben. Aber damit war das Projekt noch nicht beendet, weitere Fragen waren aufgeworfen. Was sind eigentlich monoklonale Antikörper? Wie werden sie hergestellt? Welche Möglichkeiten – über Schnelltests hinaus – bieten sie? Dieser Exkurs wird uns noch in die letzte Woche des Schuljahres hinein beschäftigen. Und nach den Ferien geht es weiter im „normalen“ Curriculum. Vielleicht ergibt sich im kommenden Schuljahr auch wieder ein aktuelles Thema für ein Forschungsprojekt.

THO & 11ChemieL1

Disclaimer


Alle im Projekt verwendeten Testfabrikate erbrachten unter den Bedingungen der Gebrauchsanleitungen korrekt negative Tests. Positive Tests sind nur bei nicht bestimmungsgemäßer Verwendung provozierbar. Die Fotos wurden geringfügig verfremdet, um die Erkennbarkeit der Testfabrikate zu erschweren.