Römischer Kaiserkult und Christentum

Römischer Kaiserkult und Christentum

Warum war es den Evangelisten wichtig, von einem Stern, einem Stall, einem Ochsen und einem Esel zu berichten? Welche Bedeutung hatten Gold, Weihrauch und Myrrhe als die Geschenke der Weisen aus dem Morgenland?  Um diese und andere Fragen zu klären, unternahm der Leistungskurs Geschichte der Jahrgangsstufe 11 in der Woche vor den Weihnachtsferien eine Exkursion in das Bibelhaus Erlebnismuseum Frankfurt. Warum aber sollte sich ein Geschichtskurs überhaupt solche Fragen stellen? Nachdem sich der Kurs zuvor intensiv mit dem Prinzipat des Augustus’ auseinandergesetzt hatte, bot der Besuch die Möglichkeit, nicht nur das allgemeine Wissen über die Zeit des Neuen Testaments zu vertiefen, sondern darüber hinaus die Verbindung von römisch-heidnischer Antike und christlicher Tradition aufzuschlüsseln. Hierbei konnten sie insbesondere textkritische Einsichten über die Vorprägung biblisch-religiöser Texte der Antike gewinnen, um so die verschiedenen symbolischen und historischen Bedeutungsgehalte zu erschließen. So haben die Schülerinnen und Schüler im Museum anhand älterer Realien und Textüberlieferungen eigenständig Narrative und Symbole herausarbeiten können, die in der Weihnachtsgeschichte von Bedeutung sind und Verweischarakter haben. Der Bezug zum Unterrichtsstoff wurde aber vor allem über das sogenannte „Augustus-Evangelium“, eine Kalenderinschrift aus Priene (9 v. Chr.), hergestellt.  Der Text, der der Verehrung und Vergöttlichung des Kaisers Augustus diente, enthält bereits viele Motive und Begriffe, die in den Evangelien wiederum auf Jesus bezogen werden. Unter der fachkundigen Anleitung von Herrn Dinkelaker konnten die SuS auf diese Weise erkennen, dass auch die biblischen Autoren auf bereits vorhandene Erzählungen, Symbole und Motive des heidnischen Kaisertums zurückgriffen, um in ihrer Zeit Gehör zu finden und ihr Anliegen zu verdeutlichen. Vor dem Weihnachtsfest bot der Museumsbesuch damit grundlegende Einsichten in die Analyse und Interpretation komplexer historischer Texte, in denen einzelnen Erzählungen unterschiedliche Funktionen auf verschiedenen Bedeutungsebenen zukommen können.

Abgerundet wurde der Tag schließlich nach einem Mittagessen in der Altstadt mit einem kurzen historischen Stadtrundgang, der an der Paulskirche und am Goethehaus vorbei zum Mainufer führte, von wo wir um 14 Uhr mit dem Bus zurück nach Bad Marienberg fuhren.

SCS