Exkursion „Leerstände und Wohnungsnot in Mainz“

Exkursion „Leerstände und Wohnungsnot in Mainz“

Am Morgen des 17.01.19 machten sich die Klasse 10a und der Sozialkunde-Grundkurs 2 der MSS 11 auf den Weg in die Universitätsstadt Mainz. Ziel war, sich der Problematik der Wohnungsnot bei gleichzeitigen Leerständen in Innenstädten zu stellen – ein Thema, das die Schüler*innen selbst wahrscheinlich in wenigen Jahren betreffen wird. Dafür konnten Frau Petry und Herr Henn den Diplom-Geographen Gregor Arnold sowie den Landtagsabgeordneten und Ortsvorsteher der Mainzer Johannes Klomann gewinnen. Herr Arnold hat zu dieser Thematik an der Universität Mainz promoviert, bietet seit Jahren kritische Stadtspaziergänge an und engagiert sich ehrenamtlich in der „Schnittstelle5 e.V.“, die Leerstände für kulturelle Zwischennutzungen vermittelt. Herr Klomann dagegen arbeitet neben seinem Landtagsmandat als Ortsvorsteher der Mainzer Neustadt und ist daher auch Experte auf dem Feld der Stadtentwicklung.

Start- und Treffpunkt mit Herrn Arnold war das Mainzer Rheinufer. Hier schätzten die Schüler*innen den Quadratmeterpreis für eine Mietwohnung in einer solch exponierten Lage, die sich durch den tollen Ausblick, die Nähe zur Innenstadt und der attraktiven Region Rhein-Main auszeichnet, als sehr hoch ein. Dann zeigte er den Schüler*innen ein Wohnhaus, das ebenfalls am Rheinufer gelegen ist. Allerdings stünde dieses Haus seit Jahren leer, was bei den Schüler*innen Verwunderung hervorrief. Herr Arnold erarbeitete mit den Schüler*innen, dass die Vermieter*innen auf steigende Mieten spekulieren bis der gewünschte Gewinn erzielt werden kann. Anschließend machte sich die Gruppe auf zum neu entstehenden Wohngebiet „Zollhafen“ – wie der Name sagt eine ehemalige Hafenanlage. Der Blick auf die Mega-Baustelle mit Baukränen bis zum Horizont sorgte für einen zweiten Wow-Effekt. Der symbolische – weil denkmalgeschützte – Zaun an der Grenze des Neubaugebiets zeigte die Gefahr der Entstehung einer „gated community“- ein sozial geschlossener Wohnkomplex. Am Gartenfeldplatz angekommen, konnten die SuS die Konversion eines städtischen Quartiers sehen. Exemplarisch steht dafür ein drei Meter breites Wohnhaus, das aufgrund der Wohnungsnot in einer Baulücke entstand. Danach folgte eine Abschlussdiskussion über den Wandel von Wohnungen: Waren sie früher Lebensort, werden sie heute als Ware gehandelt.

Nach einer kurzen Mittagspause war nun das Abgeordnetenhaus des Landtags das nächste Ziel der Schüler*innen-Gruppe. Hier erwartete sie Herr Klomann bereits im Fraktionssaal. Nach einem Vortrag von Herr Klomann zur aktuellen Lage in der Mainzer Neustadt konnten die Schüler*innen ihm Fragen stellen, inwieweit Politik der am Vormittag erlebten Stadtentwicklung entgegenwirken kann. Herr Klomann erläuterte, dass die Politik in vielen Fällen machtlos sei, da sie Vermieter*innen nicht zwingen könne, ihre Wohnungen zu vermieten – geschweige denn sie zu enteignen. Es gebe bereits Bundesländer wie Hamburg, die hier aber alternative Wege gehen. So entzieht Hamburg leerstehende Wohnungen Vermieter*innen für die Zeit der Renovierung und vermietet sie; erst dann erhält der Eigentümer sie zurück. Die neuen Mieter*innen können danach nicht mehr so einfach vor die Tür gesetzt werden. Ein weiterer Weg für Mainz sei die Milieuschutzvorschrift, die es der Stadt erlaube, aus ihrer Sicht unnötige Modernisierungen, die zum Teil auf die Miete umgelegt werden können, zu verbieten. Die Beantragung gestalte sich aber sehr schwer.

Herr Klomann erläuterte den Schüler*innen, dass er vor allem in einer finanziell gut ausgestatten kommunalen Wohnbaugesellschaft eine Lösung sehe, die im Vergleich günstige Wohnungen anbieten könne. Hier sei in den letzten Jahren die „Wende“ geschafft worden, dass mehr neue Wohnungen entstünden als aus der Förderung rausfielen.

Nach einem kurzen Ausflug in die Mainzer Innenstadt ging es vom Rheinufer aus mit dem Bus zurück in den Westerwald.