Aktuelles aus New Orleans

Diakonisches Praktikum MSS 11

Aktuelles aus New Orleans

Im Rahmen des Diakonischen Praktikums in der MSS 11 ist erneut eine Gruppe in New Orleans unterwegs. im dortigen Workcamp unterstützen die Schülerinnen und Schüler bedürftige Menschen und helfen beim Wiederaufbau mit. An dieser Stelle berichten wir in den kommenden drei Wochen immer wieder tagesaktuell aus New Orleans.

 

Ein langer Anreisetag, unsere ersten Eindrücke und die ersten zwei Tage im Camp

Unsere Reise hat am 9. Juni begonnen. Wir haben uns leider schon mitten in der Nacht getroffen, was wir aber für diese tolle Reise auf uns genommen haben. Wir haben uns in der Schule um halb fünf zusammengefunden um gemeinsam in einer kurzen Andacht für eine sichere Reise zu bitten. Dann ging es auch schon auf den Weg zum Frankfurter Flughafen. Wir waren alle sehr nervös und aufgeregt, aber trotzdem voller Vorfreude. Der erste Flug zum Zwischenstopp in New York verlief problemlos und entspannt, vor allem angesichts der vielen Snacks, mit denen wir versorgt wurden. Unser Anschlussflug von New York nach New Orleans hatte leider 2 Stunden Verspätung, doch aufgrund der guten Stimmung verging diese Zeit wie im Flug (haha). Als wir dann endlich doch in den Flieger nach New Orleans, unserem Ziel, gestiegen sind, war die Erleichterung groß. Dort endlich gelandet, wurden wir herzlich von David, Casey und Jonas mit Beignets empfangen. Nicht Mal eine Dreiviertel Stunde nach der Landung sind wir sogar schon auf dem Weg ins Camp Restore gewesen und haben während der Fahrt in den super coolen Pick Ups unsere ersten Eindrücke von der Stadt absorbiert.
Im Camp war tatsächlich nicht mehr als Bett angesagt, weil wir alle super fertig waren…24 Stunden wach…
Natürlich waren wir trotzdem Montag für unseren ersten Tag top fit und ganz gespannt was uns erwartet. Cathy, Mitarbeiterin des Camps, hat uns vor dem Frühstück begrüßt und die wichtigen Grundlagen erklärt, wofür das Camp steht und was unser Freiwilliger Dienst für die Menschen hier bedeutet. Das durften wir dann auch direkt an der ersten Einsatzstellen erleben. Wir sind zu Love in Action eingeteilt worden, was ungefähr vergleichbar mit der „Tafel“ in Deutschland ist. Wir durften an diesem Tag in wenigen Stunden viele verschiedene Menschen aller Art kennenlernen. Die Dankbarkeit und Freude in den Augen der Menschen war Glück erfüllend. Es war eine ganz andere und neue Erfahrung für uns persönlich, was uns insofern weiter gebracht hat, dass wir zu schätzen wissen was wir haben.
Am Abend des selben Tages sind wir nach dem Abendessen noch einmal in einer Runde zusammen gekommen um das Geschehene zu reflektieren und unsere Eindrücke miteinander zu teilen.
Dienstag Morgen ging es dann auch schon weiter. Dieser Tag hatte jedoch die Besonderheit dass wir nach dem Frühstück nicht alle gemeinsam zur nächsten Einsatzstelle gefahren sind, sondern das 4 von uns (Melissa, Kathleen, Sophie und Elena) in die Pre-School der „Christ the King“ Gemeinde gefahren sind. Ich, Melissa, fand die Erfahrung dort sehr spannend. Da ich gerne mit Kindern zusammen arbeite war das natürlich besonders. Wir haben mit den Kindern gespielt und den ganzen Tag verbracht. Auch Kinder haben in jungen Jahren schon verschiedenste Persönlichkeiten. Wir durften dort auch Pastor Dave kennenlernen, mit dem wir uns dann ein wenig unterhalten haben. Nach dem Tag dort, waren wir super gut gelaunt und selbst nach dieser kurzen Zeit sind mir die Kinder ans Herz gewachsen.
Die anderen gingen in eine Einrichtung namens Arc. Das ist eine Organisation zur Inklusion von körperlich und geistig beeinträchtigten Menschen, die im ganzen Land tätig ist. Unsere Aufgabe dort war das Sortieren von Mardi Gras Artikeln, dem Karnevalsfest in New Orleans, zum recyceln.
Nach dem Abendessen sind wir alle gemeinsam ins French Quarter gefahren, um den Lifestyle New Orleans live zu erfahren. Die Erfahrungen anderer haben uns definitiv nicht zu viel versprochen. Es war überwältigend. Überall verschiedenste Menschen , Lichter, Musik. Es war sehr Eindrucksvoll und überwältigend, wie viele verschiedene Stimmungen dort durch die verschiedensten Menschen anzutreffen ist. All das ist kaum bis gar nicht vergleichbar mit Deutschland.
Die ersten drei Tage hier in New Orleans waren also im ganzen gesagt, eindrucksvoll, überwältigend und Freude erfüllend.
Diese Erfahrung kann man sich durch keine Erzählung so vorstellen, wie wenn man sie am eigenen Leib erlebt hat.

Melissa Loos & Christian Huhn

 

 

Einsatzstellen, Leben im Camp und persönliche Erfahrungen

Tag 4:
An unserem 3. Tag hier in New Orleans haben wir die KiPP School besucht. KiPP ist der Leitspruch der Schule und bedeutet Knowledge is Power Program (?). Die Schule soll auch Kindern aus ärmeren Verhältnissen eine gute Schulbildung ermöglichen. Dort haben wir Josh, den Hausmeister der Schule kennengelernt. Er trug uns verschiedene Aufgaben auf, um ihm dabei zu helfen, die Schule für die Schüler vorzubereiten. In den USA sind aktuell nämlich Sommerferien und anders als bei uns haben sie 10 Wochen frei. Manche von ihnen kommen jedoch trotzdem, um die Sommerschule zu besuchen. Das sind unter anderem Dinge, die wir über das Amerikanische Schulsystem gelernt haben. Um Josh zu helfen, haben wir beispielsweise Klassen und Flure ausgeräumt um Platz für Neues zu schaffen. Die Einblicke, die wir dort erhalten haben waren sehr interessant, da sich die Schulen in den USA doch sehr von denen in Deutschland unterscheiden.

Als wir dann nach Hause gekommen sind, haben wir uns später in einer Runde zusammen gesetzt um Karten zu spielen. Um neue kulturelle Erfahrungen zu sammeln, haben wir ein paar der amerikanische Schüler eingeladen mitzuspielen. Obwohl wir alle sehr unterschiedlich waren und trotz der verschiedenen Sprachen hat alles super geklappt und wir hatten eine Menge Spaß.

Tag 5:
Kennt ihr den Film Zauberer von Oz? Gloria, die wir heute besucht haben, hat sich bei der Gestaltung ihres Communitygarden an dem Film orientiert, in dem sie beispielsweise einen gelben Gehweg gepflastert hat, der zu ihrem Garten führt. Ihr Garten ist nebenbei bemerkt der bunteste den ich je gesehen habe: überall blühen verschiedenste Pflanzen und Blumen und alles was man ansonsten im Garten findet, zum Beispiel Blumenkästen, ein Geräteschuppen und Stühle, ist bunt in den verschiedensten Farben angemalt. Als wir am Morgen bei ihr ankamen, waren wir alle sehr über ihr außergewöhnliches Projekt erstaunt, da sich der Garten wirklich sehr von dem uns bekannten unterscheidet. Er ist wesentlich bunter und auf eine sympathisch Weise chaotischer. Um ihr zu helfen haben wir Kies und Rindenmulch an verschiedenen Stellen verteilt, Unkraut gejätet und Tische als Arbeitsflächen gebaut. Genutzt wird der Garten beispielsweise von Schulklasse die dort Gemüse ernten und im Allgemeinen etwas über den Anbau verschiedener Pflanzen lernen können. Das geerntete Gemüse wird verkauft. In der wohlverdienten Mittagspause haben wir uns in ein schönes kleines Café gesetzt, was ganz in der Nähe liegt. So gegen 15:00 Uhr sind wir zurück ins Camp, um uns mit Yannick, Eva, Sophia und Max zu treffen. Sie alle haben ein ganzes Jahr hier im Camp Restore gelebt, um einen freiwilligen Dienst zu verrichten. Die vier haben uns von ihren Erfahrungen aus der Zeit hier in New Orleans berichtet, was sich für uns sehr spannend angehört hat. Einige von uns können sich durchaus vorstellen ebenfalls ein Freiwilliges Jahr hier zu verbringen. Anschließend haben wir uns für eine erneute Runde Karten spielen getroffen und so einen schönen Tag ausklingen zu lassen.

Tag 6:
Unser heutiger Ausflug ging zur Bethel Community Thrift. Das ist ein Secondhand-Laden in dem ausschließlich Leute arbeiten, die mal Drogen- oder Alkoholabhängig waren, oder mit häuslicher Gewalt zu kämpfen haben. Den Menschen dort wird geholfen, ihre Probleme zu bewältigen und ihr Leben in den Griff zu bekommen. Tagsüber arbeiten sie entweder im Shop oder auch in einem Café, was dazu gehört. Courtney, eine der Mitarbeiterinnen dort hat uns erzählt, dass dort strenge Regeln herrschen. Alle Leute leben zusammen unter Betreuung, jedoch werden Männer und Frauen strikt von einander getrennt und dürfen nicht mal mit einander sprechen. Das soll Ablenkungen verhindern. Das ganze Programm dauert 6 Monate, viele entscheiden sich jedoch dazu, auch danach noch dort zu arbeiten, da ihnen das Umfeld gut tut und sie so nicht mit ihrer alten Umgebung konfrontiert werden. Für uns Schüler war die Arbeit dort im Store eine unglaublich wertvolle Erfahrung. Die Jungs haben geholfen Möbel abzuholen und diese anschließend umzuräumen und zu ordnen. Die Mädchen haben im Laden mitgeholfen, indem wir Klamotten und andere Gegenstände sortiert haben. Dabei hatten wir die Gelegenheit mit den Betroffenen zu reden und ihnen Fragen zustellen. Sie waren alle bereit, offen mit uns darüber zu reden und ihre Geschichte mit uns zu teilen. Es war sehr interessant und zum Teil schockierend was für unterschiedliche Dinge die Leute dort mitgemacht haben. Eine große Rolle für die Menschen dort spielt ihr Glaube. Er gibt ihnen Hoffnung und ist manchmal das letzte woran sie sich klammern. Die erste Frage die mir gestellt wurde war, ob ich an Jesus glaube, was zeigt was für ein wichtiges Thema für sie ist. Auch in der Einrichtung ist die Kirche sehr präsent. Zum Beispiel hat Heavenly uns erzählt, dass sie jeden Sonntag in die Kirche gehen. Als wir dann am Nachmittag ins Camp zurück gekommen sind, wurden wir von den Schülern aus New Jersey zum Essen eingeladen. Sie haben für uns Jambalaya gekocht, ein typisches Gericht aus New Orleans, was sehr lecker war. Damit ist unsre erste Arbeitswoche hier im Camp Restore zu Ende gegangen.

Kathleen Oehl

 

 

Tag 7 – Eeendlich Wochenende!
Nach einer sehr vielfältigen ersten Arbeitswoche,die uns eine ganze Menge an Ersteindrücken in das Leben der Menschen in und um New Orleans geben konnte, waren wir alle sehr erschöpft, da diese ganzen Erfahrungen kombiniert mit den Folgen des sich durchschleichenden Jetlags und den frühen Aufstehzeiten ziemlich anstrengend waren. Umso glücklicher waren wir, als wir den Samstagmorgen ein wenig entspannter angehen konnten, weil wir über das ganze Wochenende hinweg die einzige anwesende Gruppe waren und uns deshalb nicht an feste Frühstückszeiten halten mussten. Nach dem Fertigmachen und Frühstücken im Teenagertempo fuhren um 11.00 Uhr dann also los zu unserem Wochenhighlight: Eine Poolparty im Garten von Lori, welche in der Gemeinde „Christ the King“ Mitglied ist und uns mit David gemeinsam zudem ein BBQ im typisch amerikanischem Stil zubereiteten. Nach der gut dreiviertelstündigen Fahrt konnte uns auch ein leider nur semi-gutes Wetter nicht davon abhalten so schnell wie möglich in den Pool zu springen. Als wir diesen dann ausgiebig getestet hatten, servierte man uns dann Obst, Gemüse, Snacks und natürlich selbstgegrillte Burger, wie sie bei keiner echt amerikanischen Gartenparty fehlen dürfen. Zusätzlich bot sich uns eine kulinarische Besonderheit: Aligator-Wurst, die wohl für die Einen mehr und die Anderen weniger zu den kulinarischen Highlights zählen dürfte. (Für alle Neugierigen kann ich meinerseits nur behaupten, dass sich die Aligator-Wurst geschmacklich nicht markant von anderen guten,groben Grillwürsten unterscheidet.) Am Nachmittag folgten viele Gespräche zwischen unserer Gruppe und David, Casey und deren Freunden. Wir unterhielten uns beispielsweise viel über sowohl deutsche als auch englische Dialekte und Redensweisen. Casey und David waren besonders an deutschen Dialekten interessiert, da sie diese in Österreich und München studiert haben und deshalb auch ein „dialektschwangeres“ Deutsch zu sprechen und zu verstehen gelernt haben. Auch das größere Gewitter am Nachmittag, welches sich ja vormittags schon angekündigt hatte, konnte uns weder Lust noch Laune verderben, weswegen uns der Abschied am Nachmittag auch umso schwerer fiel. Nach Ankunft im Camp ließen wir den Abend nach heißer Dusche und einem selbst zubereiteten, kleinem Abendessen, entspannt bei Kartenspielen ausklingen. Was für ein toller Samstag!!!

Tag 8 – Gottesdienst, wie wir ihn vorher noch nie erlebt hatten…
Der Sonntag startete für uns ähnlich wie am Vortag relativ entspannt. Nach Frühstück und den gewohnt Morgenritualen hieß es: Schicker dresscode für den Gottesdienst, wie die meisten von uns es aus Deutschland noch kannten. Doch sobald wir gegen 10.00 Uhr die im Camp gelegenen Räumlichkeiten für den Sonntagsgottesdienst der baptistischen Gemeinde des Viertels betreten hatten bot sich uns eine Atmosphäre, die mit keiner der in den meisten deutschen Gottesdiensten vorhandenen Atmosphären vergleichbar gewesen wäre: Gleich am Eingang wurden wir von einem Großteil der Gemeinde persönlich mit Händedruck oder Umarmung begrüßt, obwohl die meisten Anwesenden uns nicht einmal kannten geschweige denn uns schon einmal gesehen hatten. Alle waren sichtlich erfreut über unsere Anwesenheit und man hatte für unsere Gruppe die ersten zwei Reihen des Raumes freigehalten.

Der Gottesdienst startete schließlich dann mit einer kurzen Begrüßung, gefolgt von Gesang, der keinen von uns unergriffen ließ. Eine kleine Gruppe von Sängern und Sängerinnen stimmte die Lieder an, welche mit einer Leidenschaft, einer Euphorie und einer Emotionalität von der ganzen Gemeinde mitgesungen wurden, die die meisten von uns noch nie erlebt hatten. Wir sahen Lobpreisungen, Gesten, lachen, weinen und alle möglichen anderen denkbaren Ausdrucksweisen der Gefühle der Gemeinde. Die Stimmung, die dadurch im Raum aufkam ist uns als etwas in Erinnerung geblieben, was für jedes Mitglied unserer Gruppe eine unvergessliche Erfahrung gewesen ist. Gesagt werden kann aber, dass diese Atmosphäre für jeden von uns, ob religiös oder nicht, etwas Emotionales gewesen ist. Dies machte sich auch in der sich anschließenden Predigt des Pfarrers zur Vater-Sohn-Beziehung bemerkbar, die mehr ungezwungen und alltagsnah war und trotzdem einer „regulären“ Predigt in nichts an ihrer Aussagekraft nachgestanden hat. Nach dem Abschlussgesang und einer herzlichen Verabschiedung ging es noch einmal für einen kürzeren Zeitraum auf die Zimmer bis wir nach einem schnellen Mittagessen zum Chalmette Battlefield losfuhren. Dort hielt ich einen kurzen Vortrag zum Hintergrund der Schlacht von New Orleans, die dort im frühen 19. Jahrhundert stattfand. Nachdem wir dann alle über die Schlacht, ihren Verlauf und ihre anzweifelbare, patriotische Bedeutung für die USA informiert waren, fuhren wir mit unseren Autos über das nahe dem heutigen Industriegebiet gelegene Schlachtfeld, auf welchem damals eine Zuckerplantage existierte. Eine Foto vor dem imposanten Obelisken auf dem Gelände durfte da natürlich nicht fehlen! An einem anderen Ende des Schlachtfeldes besichtigten wir noch einen Friedhof für Soldaten und ehemalige Sklaven, der über 15.000 Seelen beherbergt von denen die Identität in den meisten Fällen nicht bekannt ist. Der restliche Tag verlief relativ unspektakulär, da bis auf die Ankunft einer großen Gruppe aus Texas nicht mehr viel geschah. Ein auf vielen Ebenen sehr Spannender Sonntag!

Tag 9 – Auf die Vision kommt’s an !
Die zweite Arbeitswoche begann für uns (erfreulicherweise) später als die Erste, da das Frühstück campübergreifend von 7.00 Uhr auf 8.00 Uhr verlegt wurde. Nach dem Essen hielt Herr Horsch noch eine kurze Andacht über Visionen und das Gefühl, Teil von etwas Größerem zu sein. Wie in der Vorwoche fuhren wir wie gewohnt um viertel vor 9.00 Uhr los Richtung Einsatzstelle. Passend zum Thema „Teil von etwas Größerem sein“ stand dieses Mal der Innenausbau eines Hauses für Rebecca, einer Frau die unter Katrina in 2005 sehr gelitten hat und ohne Hilfe nicht in der Lage gewesen wäre ihr Haus wieder zu errichten. Zu Beginn wurden wir in kleinere Gruppen aufgeteilt, um dann Innenarbeiten wie spachteln, schleifen, sägen oder ausmessen zu verrichten. Zwar lief das bestimmt nicht ab, wie man es von Baustellen in Deutschland kennt, jedoch entspricht das auch nicht dem Anspruch, welcher an eine Arbeit von Freiwilligen gestellt werden kann – und trotzdem wird es möglich sein, dieses Haus wieder zu bewohnen was für die Familie das wichtigste sein wird. Wieder stießen wir auf riesige Freude und Dankbarkeit bei Rebecca und ihren Angehörigen. Über den ganzen Tag hinweg erzielten wir beachtliche Fortschritte und die Motivation ging bei der richtigen Musik trotz Anstrengung auch nicht verloren. Geplant ist, dass wir noch häufiger in der kommenden Woche bei Rebecca arbeiten werden und machten uns gegen 3.00. Uhr auf den Rückweg ins Camp. Nach einem Essen in kleiner Gemeinschaft und einer Besprechung finden sich die noch motivierten zum Spielen im Aufenthaltsraum zusammen. Ein produktiver Auftakt in die zweite Arbeitswoche!

Tim Mauscherning

 

Tag 10 – Teamgeist
Frisch erholt und ausgeschlafen (zumindest die meisten von uns) startete der Dienstag und somit Tag 10 unserer Reise mit einem gemeinsamen Frühstück. Gestärkt und motiviert ging es dann mit unseren Pickups zur Baustelle. Anders als in Woche 1, in der wir jeden Tag eine andere Einsatzstelle hatten, ging es für uns wie am Vortag zu Rebeccas Haus. Dort angekommen begannen wir direkt in Kleingruppen in „unseren“  Räumen zu arbeiten. Zuvor jedoch begutachteten wir die beachtlichen Fortschritte des vorherigen Arbeitstages. In unserem Raum waren wir – Sophie, Christian und ich – am Vortag schon weit voran gekommen und nahmen nun Spachtel- und Schleifarbeiten an den Wänden vor. In den anderen Räumen mussten teilweise noch Gipskartonplatten an die Wände angebracht werden. Während der Arbeit merkten wir mehr und mehr, dass wir uns mit unseren Fähigkeiten immer besser ergänzten und wir ein eingespieltes Team wurden. In der Mittagspause brachte uns Rebeccas Nachbarin Cupcakes vorbei mit der Erklärung, dass Rebecca mit ihrem krebskranken Mann im Krankenhaus sei und somit uns leider nicht das versprochene Gebäck selber backen konnte. Daher habe sie dies kurzerhand übernommen. Die Nachbarschaft sei wie eine große Familie, mit sehr großem Zusammenhalt, aufgrund dem was ihnen alles passiert sei. Gegen Nachmittag verschwanden drei von uns unter dem Vorwand neue Materialien zu holen, ihre Mission war jedoch eine andere. Im Camp abgekommen überraschten sie unser Geburtstagskind mit einer kleinen Geburtstagsfeier. Um 7 Uhr trafen wir uns mit Casey, David und seiner Freundin im deutschen Haus in New Orleans. Dort hörten wir dem Bierchor zu und sangen selbst vor allen Leuten das Westerwaldlied. Es war sehr interessant zu sehen, wie die Menschen dort uns Deutsche sehen. Rund um war es wieder ein gelungener Tag.

 

Tag 11 – Viele Hände schnelles Ende
Am Mittwoch stand als Aufgabe, wie bereits in der ersten Woche, Glorias Garten an. Dort angekommen teilten wir uns in kleine Gruppen auf um möglichst viele angefangene Arbeiten zu Ende zu bringen. Ein paar von uns verteilten Kies, eine andere Gruppe formten Steine und andere wiederum erledigten die immer wieder anfallende Gartenarbeit. Gloria bedankte sich für unsere große Hilfe in ihrem Garten mit einem leckeren Mittagessen, und zwar den versprochenen Tacos mit einer schwarfen Salsasauce und den dazugehörigen typischen Beilagen.

Nach einer erfrischenden Dusche ging es am späten Nachmittag Richtung Stadt. Dort besuchten wir im Presbytère eine Ausstellung zum Hurrikan Katrina im Jahr 2005. Die Ausstellung zu Hurrikan Katrina stellt die extremen Ausmaße der Katastrophe dar und ist absolut sehenswert. Sie lässt einen ein bisschen in die Gefühlswelt der Betroffenen eintauchen und man kann sich etwas in die schreckliche Situation und die emotionale Lage der Menschen rein versetzen. Hier wurden einem die extremen Ausmaße der Katastrophe klar. Es ist einfach schlimm zu sehen, was die Menschen alles durchmachen mussten, ohne wirklich Hilfe zu bekommen, bzw. diese erst sehr spät erhalten haben. Nach dem Museumsbesuch schlenderten wir noch gemeinsam über den French Market und wurden schnell von der dort herrschenden Atmosphäre mitgerissen. Für mich war der Tag sehr interessant. Man hat sich sehr viele Gedanken über die Situation der hier lebenden Menschen gemacht, was wir auch täglich auf unseren Einsatzstelle mitbekommen.

 

Tag 12 – Gegensätze
Am Donnerstag ging es nun wieder zu Rebeccas Haus, welches durch den Hurrikan Katrina 2005 zerstört wurde. Dort arbeiteten wir wieder an den Wänden, welche noch gespachtelt und abgeschliffen werden mussten. Rebecca kam oft zu uns und schaute sich neugierig unsere Arbeit an, von der sie sehr begeistert ist. Auch kamen wir wieder mit ihr ins Gespräch und erfuhren, wie sie die Katastrophe erlebten musste. Man merkte bei ihr, dass die Menschen dieses Trauma immer noch nicht verarbeitet haben und trotz der bereits lange vergangenen Zeit immer noch Tag täglich dran erinnert werden. Der Hurrikan hat das der hier lebenden Menschen komplett verändert, denn sie haben bei diesem schrecklichen Ereignis alles verloren. Rebecca und ihr Mann hatten bzw. haben nicht die finanziellen Möglichkeiten ihr Haus wieder aufzubauen, so dass sie sich 2006 beim Camp Restore um Hilfe zum Wiederaufbau beworben haben. 2012 war es dann endlich für sie soweit und sie bekamen die benötigte Hilfe. Doch dies hielt leider nicht lange an, ihnen fehlten die finanziellen Mittel um die Materialien zu bezahlen, denn normalerweise stellt das Camp nur die freiwilligen Helfer zur Verfügung, so dass die Baustelle somit seit 2012 pausieren musste. 2019 ging es dann endlich weiter, denn das Camp machte im Fall von Rebecca eine Ausnahme und übernahm auch die Kosten für die Materialien. Diese werden durch Spenden finanziert. Im Camp werden wir als Gruppe unter anderem auch von Eva-Maria tatkräftig unterstützt, die zur Zeit einen von SDI geförderten, internationalen jugendlichen Freiwilligendienst in New Orleans absolviert. Am späten Nachmittag waren wir gemeinsam ins Stadtviertel Garden District gefahren. In diesem leben sehr wohlhabende Menschen in ihren prunkvollen Häusern. Hier wird der extreme Unterschied von Arm und Reich in New Orleans sichtbar, denn nur zwei Straßen weiter leben die Menschen in großer Armut. Ich persönlich finde es erschütternd, diesen extremen Unterschied zu sehen. Beide Seiten leben in „ihrer eigenen“ Welt. Auch wird einem hier erst einmal bewusst, wie gut es uns in Deutschland geht, und dass wir dies genießen sollten.

Elena Fröhlich

 

Tag 13, Freitag:
Heute ist war der Tag, an den wir an Rebeccas Haus gearbeitet haben, überhaupt war es der letzte Arbeitstag während unserer Reise in die Staaten.
Es ging also noch einmal darum so weit wie möglich zu kommen, denn jedes bisschen Arbeit an Rebeccas Haus hilft ihr und ihrem kranken Mann in der schweren Zeit die sie seit Katrina erleben mussten.
Um uns zu zeigen wie dankbar sie uns war hat sie „dirty rice“ – ein hier traditionelles Gericht – für uns zubereitet und uns mit Kuchen und kalten Getränken versorgt.
Was uns aber am meisten bewegt hat war, dass sie uns alle behandelt hat wie ihre eigennen Kinder. Sie hat uns sogar ihre Kinder genannt und man hat einfach gemerkt wie sehr sie sich darüber gefreut hat das wir da sind.

Später am Tag war unser Ziel das Lower Nine Viertel. Dort war früher ein Armenviertel, welches durch den Hurrikan mit am Schlimmsten betroffen war. Als Reaktion darauf hat Brad Pitt dort viele Häuser bauen lassen. Alle sollten absolut sturmsicher sein und haben eine moderne Bauweise. Dort haben wir Constance getroffen. Sie ist eine ehemalige Lehrerin mit blauen Haaren, damit die Leute sie wiedererkennen sagte Sie. Sie hat uns, wie auch den Gruppen der letzten zwei Jahre, das Viertel etwas näher gebracht.
Zwar sehen fast alle dieser Gebäude von außen modern und schön aus, doch dieser Schein trügt. An einigen Beispiel hat sie uns gezeigt was sich eigentlich hinter den Fassaden der Gebäude verbirgt. Um ein paar Beispiele zu nennen ist an einigen Häusern ein Gasleck aufgetreten, wodurch sich Hohlräume im Gebäude mit Gas gefüllt haben, was ein großes Risiko für die Bewohner darstellt. Ein noch größeres Problem ist der Schimmel der sich fast in jedem der Häuser breit gemacht hat und wodurch viele Bewohner krank geworden und sogar gestorben sind.
Und das alles in Häusern, welche teils tausende von Dollars gekostet haben nun aber unbewohnbar sind. Natürlich möchte ihnen auch niemand diese abkaufen, so sitzen die Besitzer darin fest. Auch wenn sie nicht dort wohnen müssen sie ihren Rasen mähen da sie sonst Strafen bekommen würden und das ist alles andere als das was die Menschen die dort einziehen wollten erwartet und verdient haben.
Das ist es was Constance macht, sie hat alle diese Informationen zu jedem Haus zusammengetragen und kämpft dafür, dass es den Leuten irgendwann besser geht.
Und das obwohl Sie auch unter dieser Arbeit leidet, denn sie hat schon mehrfach Drohungen bekommen und ist Opfer von Vandalismus geworden und trotz alle dem macht sie weiter damit und gibt nicht auf.

Tag 14, Samstag:
Nach einem guten Frühstück haben wir angefangen das ganze Camp zu putzen, wie auch die Woche davor damit für die nächsten Gruppen auch alles in einem ordentlichen Zustand ist.
Nach dem Putzen und Wischen ging es auf zu einer Mall. Dort hatten wir die nächsten 5 Stunden Zeit zum Shoppen, Essen und einfach um uns die Zeit zu vertreiben.
Am Abend hat unsere Kochgruppe ein traditionelles Gericht aus New Orleans zubereitet: Po-boy Sandwiches. Das sind Baguettes mit Fleisch, oft Seafood, Salat und Tomaten. Der Name kommt daher, dass früher Arbeiter mit Hunger in einem Restaurant nach Essen gefragt haben. Sie taten den Leuten so leid, dass sie ein „Arme Leute Essen“ – „Poor Boy Sandwich“ bekommen haben.
Um uns noch ein bisschen auf trab zu halten ging es nach dem Essen direkt weiter mit einer Gesangsprobe für den Gottesdienst, in welchem wir die Lieder „Jesus in my House“ und „10.000 Reasons“ sangen. Der Gottesdienst fand in der Gemeinde „Christ the King“, in welche David geht, statt. Mit ihm und Jugendlichen seiner Gemeinde werden wir die nächsten Tag beim Sightseeing noch einiges an Zeit verbringen.

Tag 15, Sonntag:
Nach dem selbst zubereiteten Frühstück haben wir uns auf den Weg zu „Christ the King“ gemacht.
Dort wurden wir dann schon direkt freudig von David und den Gemeindemitgliedern empfangen.
Noch eine kurze Probe für unsere Lieder und dann könnte der Gottesdienst auch schon losgehen.
Herr Wetzel und Herr Horsch haben uns vor der Gemeinde kurz vorgestellt und einen kleine Playmobil Luther Figur als Gastgeschenk für die Gemeinde überreicht.
Darauf folgte der Gottesdienst, Gesänge und ein Abendmahl.
Nach dem Gottesdienst waren wir noch eingeladen am Essen teilzunehmen.
Es gab ein großes Buffet mit viel Auswahl an amerikanischen Gerichten.
Beim Essen entstanden einige interessante Gespräche mit den Mitgliedern, welche uns sehr herzlich empfangen haben.
Nachdem wir uns von allen verabschiedet hatten sind wir direkt weiter gefahren zu einem Jazz Festival im Louis Armstrong Park mitten in New Orleans.
Vor Ort hatten wir etwa eine Stunde Zeit, in der wir uns die Stände ansehen, Musik und Atmosphäre aufsaugen und auch mal eine Erfrischung kaufen konnten.
Wieder im Camp angekommen war erst einmal Siesta bis hin zum ersten Essen mit den anderen Gruppen die kommende Woche mit uns im Camp sein werden.
Zu guter letzt folgte noch ein Vortrag zu Ship Island und eine Kurze Andacht um den Tag abzuschließen.

David Girnstein

 

Tag 16 Natur und Landschaft im Sumpfgebiet
Nach zwei anstrengenden Arbeitswochen begann am Montag endlich unser Sightseeing. Angeleitet von David und zwei Mitgliedern seiner Gemeinde starteten wir nach einer zweistündigen Fahrt mit einem Rundgang durch das Tabasco Museum und einer Tour durch den Jungle Garden, die sich auf Avery Island befinden. In dem Museum wurden viele Fakten zur Tabasco-Herstellung mit den selbst angepflanzten Chilischoten, der fünfjährigen Lagerung und dem anschließenden Verkauf geliefert. Das Rezept ist dabei auf auf die französischstammigen Siedler, auch Cajun genannt, zurückzuführen.
Die anschließende Tour durch Jungle Garden gab uns einen Einblick in die Natur Louisianas, die zum großen Teil von sumpfigem und feuchten Boden geprägt ist. Viele Palmen, Bambuswälder und Eichen sowie verschiedene Blumenarten säumten die kleinen Seen, in denen Otter, Biberratten und Schlangen ihr zu Hause finden. Es sollen dort auch Bären leben, doch diesen sind wir (zum Glück) nicht begegnet. Auch interessant waren die verschiedenen Tiere, die es in Deutschland in freier Wildbahn nicht gibt: zusätzlich zu den täglichen (mehr oder weniger erfreulichen) Begegnungen mit Kakerlaken, Moskitos und Feuerameisen, konnten wir auch seltenere Exemplare wie Alligatoren sehen, ebenso den für Louisiana typischen Crawfish (Flusskrebs), der uns aber nur – im Gegensatz zu den anderen – köstlich zubereitet zum Dinner serviert wurde. Dieses nahmen wir in einem Cajun Restaurant ein, in dem die Gerichte nach traditioneller Weise hergerichtet werden. Dies bedeutet verschiedene Meerestiere, scharf gewürzt und mit einer Beilage namens Dirty Rice (Reisgemisch mit Hühnchen und Gemüse). So ließen wir den Abend gemütlich ausklingen.

Tag 17 „So groß und einfach die Welt am Strand, nur Wind und Wolken, nur Meer und Sand.” ~ Carl Peter Fröhling
Sonne, Sandstrand und der Golf von Mexiko: was will man mehr?! Am Dienstag gönnten wir uns einen entspannten Tag und fuhren in den benachbarten Bundesstaat Mississippi, von wo aus wir mit einer Fähre nach Ship Island übersetzten. Schon unterwegs gab es viel zu sehen, z. B. Pelikane, das Bundestier Louisianas, und sogar Delfine, die im Wasser spielten. Auf der Insel angekommen, verbrachten wir die Zeit mit sonnen, baden und Ballspielen, bis in den Nachmittag hinein. Bevor wir wieder zurück ans Festland fuhren, erzählte uns ein Park Ranger, dass die Barriereinsel früher zur Verteidigung und Kanonenlagerung diente, um das Festland zu schützen. Da die Waffen aber nie benutzt wurden, sollten sie weggeschafft werden, wobei sich der Transport durch das Gewicht der Kanonen aber so schwierig gestaltete, dass diese gesprengt und in Einzelteilen verschifft werden mussten. In einem alten Gebäude konnte man noch Überreste solcher Kanonen sehen. Nach einer erfrischenden Dusche und einem guten Abendessen fielen wir müde ins Bett.

Tag 18 Geschichte aus einem ganz anderen Blickwinkel
Eine sehr interessante Erfahrung stellte der Besuch im World War II Museum dar. Dort wurde uns die US-amerikanische Sicht auf das ganze Geschehen durch viele geschichtliche Berichte, persönliche Erfahrungen und originale Sach- und Informationsquellen der ehemaligen Soldaten ausgelegt. Der Schwerpunkt lag dabei auf der Schlacht in der Normandie als Beitrag der US-Streitkräfte zum Sieg des Zweiten Weltkrieges. Ich persönlich fand das Museum sehr interessant, weil es den Zweiten Weltkrieg aus einem ganz anderen Blickwinkel beschreibt und man dadurch eine andere Sicht auf diese Zeit bekommt. Das unbegründete Einbeziehen in den Krieg, die Bereitschaft zur Verteidigung und der Sieg waren dabei die Hauptaspekte. Es war alles sachlich aufbereitet, an den richtigen Stellen selbstkritisch und wirklich interessant dargestellt: der Krieg aus der Sicht der Amerikaner wurde mit vielen Bildern, Panoramen und Filmen erläutert. Den Schluss bildete ein 4D-Film über den Kriegsverlauf, der durch Erfahrungsberichte, aktive Effekte mit Licht, Ton und beweglichen Elementen in den Sitzpolstern, integrierte Original-Gegenstände sowie Teilnachbauten für mich sehr informativ, emotional und verständlich dargestellt wurde. Auch die Gespräche mit David, Lori und Casey, die uns begleiteten, waren sehr aufschlussreich und zeigten uns viel über das Denken und Verstehen der Amerikaner über den Zweiten Weltkrieg. Am Abend spielten wir gemeinsam mit den Jugendlichen der anderen Gruppen Kartenspiele und führten unterhaltsame und lustige Gespräche. Wir konnten wieder Neues über die amerikanischen Verhaltensweisen und die Kultur erfahren und auch mit Erzählungen über Deutschland Erstaunen und teilweise auch Belustigung hervorrufen. Mit den vielen neuen Eindrücken und Erfahrungen im Hinterkopf begaben wir uns zur Ruhe.

Sophie Metzker

 

Donnerstags gingen wir auf die schon lang ersehnte Swamp-Tour mit David. Nicht nur die Pflanzenwelt erinnerte an die Tropen, auch die Hitze machte mal wieder deutlich, dass man nicht mehr in Deutschland war. Wir sprühten uns dick mit Mückenspray ein und füllten unsere Wasserflaschen auf, bevor wir uns auf die Reise wagten. Man folgte einem hölzernen Steg durch den Sumpf, teilweise ohne Absperrung an den Seiten. Unsere Motivation für die Tour war ja eigentlich gewesen, Alligatoren zu sehen, dafür war das Gebiet momentan jedoch zu trocken. Zusätzlich war der laut David schönste Teil des Steges gesperrt, sodass wir alle enttäuscht umkehren mussten. Wir gingen noch einen anderen Pfad entlang, wo wir dafür andere interessante Tiere entdecken konnten: Baby Copperheads, giftige, schwarz- orange gestreifte Schlangen, schlängelten sich in der Nähe des Steges durch den Sumpf. Weniger erfreulich für uns waren hingegen die Spinnen, viel größer und bunter, als es einem Europäer lieb ist und alle zwei Meter vorhanden. Ihre Riesennetze spannten sie natürlich über dem Steg, sodass wir ständig nach oben schauen und uns im Zweifel ducken mussten, vielleicht eine gute Fitnessübung, aber in diesem Fall einfach nur nervig und von der schönen Aussicht ablenkend. In den Sümpfen haben früher übrigens Cajuns und Indianer gelebt, darüber hat man auf der Tour jedoch nicht viel erfahren.
Nach der Tour fuhren wir zum French Quarter, um im Café du Monde endlich Beignets zu essen. Leider hatte Herr Wetzel kein Bargeld dabei, doch zu seinem Glück nahm ein Engel sich seiner an: Eine Frau trat aus der Menge und bezahlte unsere gesamte Bestellung von über 20 Dollar. Einfach so. Ohne Gegenleistung zu verlangen.
Am Freitag machten wir uns auf zur Whitney Plantage, auf welcher von 1752 bis zum Bürgerkrieg Sklaven für die aus Deutschland immigrierte Familie Haydel arbeiten mussten. Unser Aufenthalt begann mit einem kleinen Einführungsfilm über die Plantage, oder eher über das Federal Writers Project. Bei diesem Projekt wurden während der Großen Depression ehemalige Sklaven, welche zur Zeiten des Bürgerkrieges Kinder gewesen waren, interviewt, um ihre Geschichte zu bewahren. Als „Ausweis“ hatte jeder von uns eine Karte um den Hals bekommen, auf welcher jeweils ein Ausschnitt aus einem Interview mit einer Person abgedruckt war. (Berichte über die Arbeit, den Umgang, den Alltag). Über die Plantage verteilt stehen zusätzlich die „Kinder von Whitney“, lebensgroße Statuen von Kindern in allen möglichen Situationen, um denen zu gedenken, die in Sklaverei geboren wurden und niemals ein Leben in Freiheit genießen durften.
Dann begann die eigentliche Tour. Die Hitze war unerträglich, unsere Führerin hatte sogar eine Hitzewarnung erhalten und überprüfte durchgängig, ob es noch allen gut ging. Somit konnten wir auch nicht übermäßig lange draußen bleiben, sondern eilten gemäßigt durch die verschiedenen Stationen. Dabei konnte man das Leid der Sklaven wohl am besten nachvollziehen: Diese mussten damals von Sonnenauf- bis -untergang in dieser Hitze arbeiten, und zwar ohne schattenspendende Bäume, Pausen und Wasser. Deswegen, betonte die Führerin, waren die Sterberaten auf den Plantagen so hoch, häufigste Todesursache Dehydration und Hitzschlag.
Einen noch besseren Einblick in das Leben der Sklaven brachten die verschiedenen Gedenkstätten: Die Wall of Honor für die mehreren Hundert Sklaven in Whitney, die Allées Gwendolyn Mildo Hall für alle 107 000 Sklaven in Louisiana, das Field of Angels für über 2200 Sklavenkinder in Louisiana, welche ihren dritten Geburtstag nie erlebten. Die Betroffenen waren jeweils namentlich in Granit verewigt (die meisten hatten keinen Nachnamen), zusammen mit ihren Geburtsjahren, Talenten, wie z.B. „Cook“ und ihrem Herkunftsland, alles natürlich nur soweit bekannt. Zusätzlich standen auf den Platten verschiedene Zitate aus Interviews, einige verstörende, die einen an der Menschheit zweifeln ließen, andere
wirkten gar nicht wie von Sklaven überliefert, da sie von Freuden des Alltages berichteten. Bei vielen hatte man erstmal Probleme, sie zu lesen, weil sie in Lautschrift geschrieben wurden – nicht sehr praktisch für Deutschsprachige. Außerdem gab es noch ein Memorial für die Sklaven der Revolte von 1811 an der German Coast, die bei dem Versuch, ihre Freiheit zu erlangen, ihr Leben ließen. Die Köpfe der Hingerichteten waren auf Pfeilspitzen aufgespießt und zur Abschreckung ausgestellt worden, und genau dieser unschöne Anblick wurde hier aus Stein nachgestellt.
Danach ging es weiter zu den Slave Quarters, wo uns der Lebensalltag eines Sklaven genauer erläutert wurde. Man durfte sogar in eines der kleinen Holzhäuser hineingehen und selbst sehen, wie eine kleinere Familie lebte.
Anschließend besichtigten wir eine Schmiede und die Küche, beides schlecht durchlüftete Orte, an denen Sklaven den ganzen Tag bleiben mussten und somit teilweise ihr Leben aufs Spiel setzen.
Als letztes wurde uns das Haupthaus gezeigt, wo die Sklavenhalter sowie die Sklaven für den Haushalt lebten. Hier erfuhren wir über die Geschichte von Anna, welche als Kind der Herrin des Hauses geschenkt worden war.
Obwohl die damalige Situation der Sklaven sehr gut erläutert wurde, erreichte sie uns leider nicht ganz auf emotionaler Ebene. Mehrere Leute fanden, dass alles zu faktisch heruntergerattert wurde, ohne den Besuchern die Chance zu geben, wirklich darüber nachzudenken. Dennoch waren wir alle ziemlich ergriffen von den grausamen Ereignissen, besonders als uns unsere Führerin vor Augen hielt, wie aktuell das Problem eigentlich ist.
Am Samstag machten wir nicht besonders viel, uns allen gingen langsam die Kräfte aus. Nach dem obligatorischen Putzen und einem provisorischen Mittagessen, ging es zum Sculpture Garden. Dort sind, wie der Name vielleicht vermuten lässt, verschiedenste Skulpturen von verschiedensten Künstlern ausgestellt, die man in einem wunderschönen Garten begutachten kann. Einige von ihnen waren schon sehr skurril, wie etwa eine riesige Sicherheitsnadel, andere waren einfach schön anzusehen. Wir blieben nicht lange, nur etwa 40 Minuten, welche aber schon ausreichend waren. Danach gingen noch alle in den Wallmart, um Vorräte und Souvenirs für die Rückreise zu besorgen.

Alice Meuser