Comenius-Projekt

Comenius-Projekt 2013-2015: “The Future of Europe: Expectations of Our Youth”

Unter dem Motto “The Future of Europe: Expectations of Our Youth” startete das Evangelische Gymnasium Bad Marienberg zu Beginn des Schuljahres 2013 einen multilateralen Comenius-Austausch. Mit Schulen aus Österreich, den Niederlanden, der Slowakei und Frankreich befassten sich 120 Schülerinnen und Schüler in den letzten beiden Schuljahren (davon 28 vom EvGBM) mit aktuellen ökologischen und ökonomischen Herausforderungen, denen sich die Bürgerinnen und Bürger der Europäischen Union gemeinsam stellen müssen.

Neben dem Kennenlernen unterschiedlicher Kulturen und Lebensweisen, erhielten die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit Einblicke zu gewinnen, welche unterschiedlichen Lösungsansätze für aktuelle politische Fragen entwickelt werden.

Ein ehemaliger österreichischer Regierungsberater, der aktiv an den Beitrittsverhandlungen Österreichs zur EU mitwirkte, lieferte beim ersten Treffen in Wien interessante Einblicke zur Frage nach der zukünftigen Entwicklung der EU, nachdem sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zuvor mit den politischen Systemen der beteiligten Länder befasst hatten. Darüber hinaus wurden Lösungswege zur Ressourcenschonung in einer energiehungrigen Millionenstadt durch die Arbeit der Wiener Abfallwirtschaft illustriert. Im Rahmen eines Workshops fertigten die Schülerinnen und Schüler schließlich ihr eigenes Recyclingpapier an.

Zum Hintergrund

Comenius-Projekte werden durch die Europäische Kommission finanziert, welche in das Programm für lebenslanges Lernen der Europäischen Union eingebettet sind. Neben pädagogisch-didaktischen Fragestellungen und der Erweiterung fremdsprachlicher Kompetenzen dienen Comenius-Projekte dazu, Europa als Schicksalsgemeinschaft den Jugendlichen begreifbar zu machen. Die Herausforderungen, denen die Mitgliedstaaten der EU heute auf vielfältige Weise begegnen, können nur auf der Grundlage eines Verständnisses angegangen werden, welches den Jugendlichen verdeutlicht, dass Alleingänge und die Rückbesinnung auf nationale Denkmuster in einer globalen Welt keine Alternative darstellen. In diesem Kontext nimmt die Frage nach der Vereinbarkeit von Klimaschutz, Ressourcenschonung und Wirtschaftswachstum eine zentrale Rolle für die zukünftige Entwicklung der Lebensgrundlage der Bürgerinnen und Bürger in der EU ein.

In Bad Marienberg stand das Thema der alternativen Energiegewinnung im Mittelpunkt. Die Schülerinnen und Schüler erkundeten dieses Feld durch Besuche bei der Firma MANN Energie in Langenbach. Gekoppelt mit einer Besichtigung des Windparks Schöneich & Schnell, wurde allen Beteiligten die Bedeutung der Investition in alternative Energieversorgungsmodelle plastisch vor Augen geführt, um nachhaltiges Wirtschaftswachstum zu gewährleisten.

Die in den Niederlanden so wichtige Lebensmittelindustrie zeigte den Teilnehmerinnen und Teilnehmern in eindrucksvoller Weise, wie man ökonomische Effizienz mit ökologischer Effektivität verbindet. In hochmodernen Gewächshausanlagen produzieren viele Betriebe ihre Energie selbst und verkaufen Überschüsse an die Haushalte der Region Südholland. Außerdem werden die für den Gemüseanbau benötigten Wassermengen durch geschlossene Kreisläufe auf ein Minimum reduziert – ein weiteres Indiz für effektive Ressourcenschonung.

Die effiziente Verwendung von Wasser ist auch für die Menschen in der Ostslowakei von entscheidender Bedeutung. Hier ermöglichte der Besuch eines Stausees, der Regionen Polens, der Ukraine und der Slowakei mit Süßwasser versorgt, tiefere Einblicke in modernes Wassermanagement.

Zuletzt stand eine Reise in das Departement Alpes-de-Haute-Provence in Frankreich auf dem Programm. Dort besichtigte man ein einzigartiges Forschungsprojekt im Örtchen Cadarache, welches den Namen ITER (lat. der Weg) trägt. Ein internationales Team von Naturwissenschaftlern aus 35 Nationen forscht dort an einer neuen Form der Energiegewinnung. Ziel der Forscher ist es durch Fusionsenergie Strom effizienter und sauberer zu erzeugen, als es bisher durch Nuklearenergie möglich ist. Abschließend stand eine atemberaubende Wanderung durch den Gorge du Verdon auf dem Programm. Dieser Nationalpark stellt sowohl ein Naturschutzgebiet als auch eine wichtige touristische Einnahmequelle für die Region dar. In einem Vortrag erläuterte der Vizepräsident des Nationalparks wie der Spagat zwischen diesen beiden Polen gelingen kann.

Mit dem diesjährigen Besuch in Frankreich ist das Projekt für die beteiligten Schulen nun beendet. Auch wenn die konkreten Erwartungen, die die teilnehmenden Schülerinnen und Schüler am Ende dieses Projekts an sich selbst, ihre Region und Europa entwickelt haben, individuell unterschiedlich ausgeprägt sein können, so speisen sie sich letztlich alle aus demselben Erfahrungshorizont, der ihnen aufgezeigt hat, dass eine erfolgreiche Zukunft Europas nur gemeinsam gestaltet werden kann.