Erdkunde

Wie kann eine reflektierte, verantwortungsethisch begründete und raumbezogene Handlungsfähigkeit angebahnt werden?
Der Fachlehrplan Erdkunde unterstützt Schülerinnen und Schüler, das zu lernen, was ihnen hilft, sachlich angemessen und mitmenschlich zu handeln und das eigene Leben und den Lebensraum sinnvoll und nachhaltiger (mit) zu gestalten.

Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur (Hrsg.) (2016): Lehrplan für die gesellschaftswissenschaftlichen Fächer: Erdkunde, Geschichte, Sozialkunde S.19

    01Das Fach Erdkunde in der Sekundarstufe I

    Das Fach wird gemäß der Stundentafel in Rheinland-Pfalz in der fünften Klasse zweistündig (zwei Stunden pro Woche) und in der sechsten Klasse einstündig unterrichtet. Für die siebte Klasse ist ein einstündiger Erdkundeunterricht vorgesehen, am Evangelischen Gymnasium Bad Marienberg, wird dies in der Regel realisiert, indem das Fach im halbjährlichen Wechsel (epochal) mit dem Fach Geschichte unterrichtet wird. In Klasse acht und neun sind dann wieder zwei Stunden Erdkunde vorgesehen, während sich der Unterricht in Klasse zehn wieder nur auf eine Wochenstunde beschränkt, die aber in aller Regel nicht epochal unterrichtet wird.
    Räumlich beginnt das Fach Erdkunde in Klasse fünf im Nahraum. In der Grundschule erworbene Kenntnisse über das Land Rheinland-Pfalz und die deutschen Großlandschaften sollen vertieft werden. Inhaltlich stellen die Themen Tourismus und Landwirtschaft die Schwerpunkte dar. Methodisch wird der kompetente Umgang mit dem Atlas erlernt. Darüber hinaus wird der Blick erweitert und das Leben in Extremräumen (z.B. tropischer Regenwald und Polarregion) näher betrachtet.
    In Klasse sechs wird der im voran gegangen Jahr näher kennengelernte Wirtschaftssektor Landwirtschaft durch die Sektoren Produktion und Dienstleistungen ergänzt. Dabei stehen Ressourcennutzung, Rohstoffvorkommen und deren Verarbeitung im Mittelpunkt der Betrachtung bei der Behandlung des zweiten Sektors. Wenn sich mit dem Thema Dienstleistungen beschäftigt wird, geht es vor allem um die raumprägenden Aspekte dieses Sektors.
    Während sich in den beiden Orientierungsstufenjahrgängen vorrangig mit dem Menschen und seinem Handeln im Raum beschäftigt wurde, steht in der Klasse sieben vor allem der physische Teil der Geographie auf der Tagesordnung. Mithilfe der Geofaktoren wird die Erde als geoökologisches System begreifbar gemacht. In der Folge wird gezeigt wie der Planet durch endogene Kräfte (Erdbeben, Vulkanismus) und exogene Kräfte (Verwitterung, Erosion usw.) geprägt wird.
    In Klasse acht wird der Schwerpunkt der Betrachtung auf die Begrenztheit menschlichen Handels gerichtet. Die Themen „Grenzen der Raumnutzung“, „Welternährung zwischen Mangel und Überfluss“ verdeutlichen die Problematik, das Grundprinzip der Nachhaltigkeit zeigt Lösungsmöglichkeiten auf.
    Alle Jahrgangsstufen sind nach dem 2016er Lehrplan in Doppeljahrgangsstufen (5/6, 7/8, 9/10) zusammengefasst. Grundsätzlich können die Themenfelder der Doppeljahrgangsstufen innerhalb dieser verschoben werden. Während in den jüngeren Jahrgangsstufen darauf verzichtet wird, bestimmen in der Doppeljahrgangsstufe 9/10 die Fachlehrer in Absprache mit ihren Lerngruppen, wann welches Themenfeld zum Unterrichtsgegenstand wird. Zur Wahl stehen die Themenfelder „Europa – Einheit und Vielfalt“, „Möglichkeiten der Raumplanung“, „Bevölkerungsentwicklung“, „Migration und Verstädterung“, „Länder und ihre Entwicklungsmöglichkeiten“ sowie „Globalisierung“.

    02Der Grundkurs Erdkunde

    In der Jahrgangsstufe 12 wird der zweistündige Kombikurs Erdkunde/Sozialkunde durch eine(n) Erdkundelehrer(in) unterrichtet. Im ersten Halbjahr des Schuljahres wird sich mit den Geozonen und den Geofaktoren (z.B. Klima, Boden, Wasser, Vegetation)  auseinandergesetzt, wobei zuerst allgemeine Gesetzmäßigkeiten und die Atmosphärische Zirkulation erklärt und dann Geozonen mit labilem Gleichgewicht, wie etwa die boreale Zone, die mediterrane Zone oder die wechselfeuchten Tropen thematisiert werden. Im zweiten Kurshalbjahr werden dann Länder als Wirtschaftsräume Unterrichtsgegenstand. Nachdem erst Entwicklungsunterschiede und vor allem Indikatoren, die solche Unterschiede erkennen lassen, behandelt werden, geraten in der Folge ausgewählte Länder oder Ländergruppen in den Fokus (Europa und eine Auswahl aus den Ländern USA, Russland, Japan, China und Indien). Abschließend wird der Staat Ruanda als Beispiel für einen Raum mit Entwicklungsrückstand in den Blick genommen.

    Die mündliche Abiturprüfung im Grundkurs Erdkunde/Sozialkunde kann entweder im Fach Sozialkunde oder in Erdkunde bei der/dem jeweiligen Fachlehrer(in) absolviert werden. Im Fach Erdkunde erfolgt keine thematische Schwerpunktsetzung zwischen Prüfling und Prüfer(in).

    03Der Leistungskurs Erdkunde

    Das Fach Erdkunde wird im Leistungskurs vierstündig unterrichtet. Mit steigendem Anspruch auf dem Weg zum Abitur wird das vernetzende Analysieren von Texten, Diagrammen, Tabellen, Satellitenbildern und natürlich nicht zuletzt auch Karten gefördert. Im Unterricht und in den Kursarbeiten werden dabei konkrete Raumbeispiele in den Blick genommen, um anhand von diesen exemplarisch bestimmte Fragestellungen zu erörtern.

    Inhaltlich wird sich in der Jahrgangsstufe 11 zuerst mit Landschaftsökologie, dem physischen Teil der Geographie, also Geologie, Geomorphologie, Bodenkunde und Klimatologie beschäftigt, um eine Grundlage für die weltweite Verteilung der Geoökozonen zu bekommen. Agrar-, Industrie- und Dienstleistungsgeographie (Dienstleistungszentren, Tourismus, Verkehr) sind Fachbereiche, die sich in 11.2 anschließen und die in die Jahrgangsstufe 12 überleiten, wo sich dann mit Raumplanung, Stadtgeographie beschäftigt wird. Im zweiten Halbjahr folgt dann die konkrete Beschäftigung mit einzelnen Industrie-, Schwellen- und Entwicklungsländern, um an deren Beispiel die Raumwirksamkeit politischer Strukturen und Prozesse zu erkennen. Unter diesem Aspekt werden auch Staatengruppierungen, wie UN und EU untersucht. Im viel zu kurzen 13. Schuljahr kommen dann Themen, die unter der Überschrift „globale Herausforderung“ zusammengefasst werden. Darunter sind Globalisierung, Weltbevölkerung, Verstädterung, Migration, Nahrungs-, Energie- und Klimaproblematik zusammengefasst.

    Im Rahmen des Leistungskurses sind Exkursionen vorgesehen, die ermöglichen z.B. die Entwicklung und funktionelle Gliederung einer Stadt vor Ort zu erfahren. Die Schülerinnen und Schüler sollen im Leistungskurs ihre Kommunikationskompetenzen in Referaten, Präsentationen und ähnlichen Formaten festigen und vertiefen.