Theaterfahrt #6 – Schuldig oder nicht schuldig?

Die Frage aus der Überschrift stellte sich jeder der rund 50 Teilnehmer der Theaterfahrt Anfang Juni. Ziel war das Schauspielhaus Düsseldorf. Gespielt wurde das Stück „Terror“ von Erfolgsautor Ferdinand von Schirach. Obwohl das Bühnenbild eher einfach und die Rasanz der Inszenierung auch eher überschaubar gehalten wurden, entwickelte sich für die Schülerinnen und Schüler aus den Jahrgangsstufen 10 – 12 ein mitreißender Abend. Auf der Bühne wurde eine Gerichtsverhandlung gespielt. Dem Angeklagten, einem Bundeswehrpiloten, wird vorgeworfen eine Passagiermaschine mit 164 Personen an Bord abgeschossen zu haben. Diese war zuvor von Terroristen gekapert worden und hatte das Ziel auf ein voll besetztes Fußballstadion mit 70.000 Menschen zu stürzen. Nur durch den Abschuss und den Tod von 164 Personen konnten die Leben der Stadionbesucher gerettet werden. Der Kampfpilot handelte hier nicht nur gegen einen ihm gegebenen Befehl, sondern auch gegen das Luftsicherheitsgesetz, welches es verbietet, auch im Notfall, ein entführtes Flugzeug abzuschießen.

Es entwickelte sich ein Prozess, in dem immer wieder moralische Fragen aufgeworfen wurden. Ist es legitim 164 Menschen zu töten, um damit 70.000 Menschen zu retten? Wie steht es um die Würde des Menschen, wenn diese von einer einzelnen Person zum Tode verurteilt werden? Darf eine Person die Verfassung des Staates brechen? Verteidigung und Staatsanwaltschaft brachten den Zuschauer immer wieder neu ins Grübeln. Am Ende wurden aus den Zuschauern dann Schöffen, in dem jeder im Publikum sein Votum abgab – schuldig oder nicht schuldig? Am Ende entschied sich eine klare Mehrheit der Zuschauer für „nicht schuldig“. Der Angeklagte wurde somit freigesprochen. Damit endeten aber viele Diskussionen und Gespräche nicht – diese konnten auf der anschließenden Rückfahrt nach Bad Marienberg fortgesetzt werden.