Podiumsdiskussion am 09. November 2018

Podiumsdiskussion am 09. November 2018

„Manche Politiker muss man behandeln wie rohe Eier. Und wie behandelt man rohe Eier? – Man haut sie in die Pfanne.“ – Ungefähr so könnte man die Podiumsdiskussion mit den Worten von Dieter Hallervorden am vergangenen Freitag zusammenfassen.
An dem Tag, an dem sich die Reichspogromnacht zum achtzigsten Mal jährte und das Ende des ersten Weltkrieges zum hundertsten Mal – gäbe es einen besseren Zeitpunkt für eine kontroverse Diskussion und spitze Fragen an drei Landtagsabgeordnete unseres Bundeslandes?
Hendrik Hering, Präsident des rheinland-pfälzischen Landtags und Abgeordneter der SPD, Ralf Seekatz, der für die CDU sprach und Bürgermeister von Westerburg ist und Dr. Jan Bollinger, fungierend in der AfD als parlamentarischer Geschäftsführer sowie als wirtschaftspolitischer Sprecher, besuchten das Evangelische Gymnasium um die Mittagszeit. Viel Zeit blieb nicht, da landesweiter Schulbesuchstag war und somit auch andere Schulen besucht wurden.
Das Prinzip war ähnlich des letzten Jahres: Es gab drei Themenblöcke. Darunter fielen die Gespräche über die repräsentative Demokratie, Bildungspolitik und in der letzten Viertelstunde durften offene Fragen gestellt werden. Zu jeder Frage blieb den Politikern eineinhalb Minuten Zeit, zu antworten. Nach sechzig Sekunden wurde durch eine Karte symbolisiert, dass jetzt nicht mehr allzu viel Zeit bleibt.
Im Vorfeld bereiteten sich die Schüler*Innen der MSS auf die Fragerunde vor. Im Bereich der Bildungspolitik ging es darum, warum Bildung Aufgabe des Landes ist und inwiefern das sinnvoll ist, wenn die Abschlüsse bundesweit nicht vergleichbar sind und es im Endeffekt Nachteile für Schüler*Innen darstellt. Außerdem wurde Dr. Jan Bollinger dazu befragt, was genau es mit der „Noteninflation“ auf sich hat und inwiefern die AfD sich die attraktivere Gestaltung der Ausbildungsberufe vorstellt. Doch nicht nur um politische Inhalte selbst ging es, sondern auch um persönliches: Ralf Seekatz beispielsweise sollte erläutern, wie er damals zur Politik kam und was das für ihn bedeutete. Im Themenblock zur repräsentativen Demokratie wollte in Erfahrung gebracht werden, ab wann eine Aussage oder ein Verhalten schon verfassungswidrig oder nur populistisch ist.
Alles in Allem brachte die Podiumsdiskussion das mit sich, was sich im Vorfeld von der Schulleitung und den Schüler*Innen erhofft wurde: Fragen wurden sachlich beantwortet, wenn auch nicht immer ganz auf den Punkt gebracht seitens der Politiker. Wichtig war von allen Seiten, dass miteinander gesprochen wird. Natürlich waren Meinungsverschiedenheiten auch zu beobachten, denn dort saßen Vertreter drei verschiedener Parteien. Dennoch ist es in Zeiten des Populismus und des Umbruchs wichtig, alle Seiten wahrzunehmen, zu hören und auch sprechen zu lassen.
„Wer vor der Vergangenheit die Augen verschließt, wird blind für die Gegenwart.“ – Um an dieser Stelle den ehemaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker abschließend zu zitieren: Um die Gegenwart zu sehen und wahrzunehmen, muss sowohl die Vergangenheit betrachtet werden, als auch die Zukunft, und politischer Diskurs hilft, dies zu vereinen. In Zeiten der Vielfalt und der Kontroversität müssen alle Seiten gehört werden, die sich für den Schutz der Demokratie einsetzen. Und wenn sie ein „Wolf im Schafspelz“ sind, dann werden sie von aufmerksamem Schüler*Innen, Lehrer*Innen und Einrichtungen aufgedeckt.
Pauline Fischbach